BLICKPUNKT: EIN BESUCH IN DEN MOHNFELDERN IN GERMERODE

Blickpunkt Werra-Meißner

Blickpunkt: Ein Besuch in den Mohnfeldern in Germerode

Ende Juni beginnt in Germerode und Grandenborn die Mohnblüte. Besucher aus ganz Deutschland wollen ihre Pracht aus der Nähe erleben.

Germerode – Fast weiß mit einem hellen Violett darin, hellrosa bis kräftig pink, tiefrot und auf einem Feld bei Germerode sogar erstmals ganz violett: Wer die Mohnblüte in Germerode und Grandenborn besucht, erlebt die Vielfalt der festen Pflanze mit den zarten Blütenblättern, die schon ein leichter Windstoß in alle Richtungen biegt und für einen Moment zu zerknittern droht. Seit der ersten Blüte in Germerode 2010 und in Grandenborn ab 2017 reisen Menschen aus ganz Deutschland in den Werra-Meißner-Kreis, um das Naturschauspiel zu erleben.

Besuch aus München, Soest, Ueckermünde, Offenbach, Gießen, Frankenberg und allen Nachbarlandkreisen kündigen die Kennzeichen auf dem ersten Parkplatz in Germerode am Donnerstagvormittag (27. Juni) an. Wer nicht zwischen anderen lächelnden Gästen auf einem der vollen Anhänger sitzt, die die Traktoren durch die Felder ziehen, sieht zuerst den rosafarbenen Schlafmohn in der Ferne und nimmt dazu den Duft von einer Vielfalt an Blumen – markant über allen liegt der der Kamille – wahr. Denn der bunte Weg zur Mohntenne führt durch Frau Holles Blumenwiesen.

Dieses Gesamtbild lobt Dieter Schröder aus Gerstungen. Nicht nur der Mohn gefalle ihm, sondern „auch, wie er eingefügt ist in die Gegend“. Mal geht es durch Blumenwiesen, mal durchs Grün oder durch Getreidefelder. Durch einen Bekannten und Nicole Hepe aus Hoheneiche ist er auf die Mohnblüte aufmerksam geworden, besucht sie heute zum ersten Mal. Seit 9:30 Uhr sind beide in den Feldern unterwegs. Bevor es gegen Mittag wieder sehr warm wird, wollten sie die Gelegenheit früh nutzen. „Man freut sich, dass jetzt alles so schön blüht“, sagt Nicole Hepe mit Blick auf die Blumen des Sommers. Und genau deren Vielfalt lasse sich hier – ebenso wie die Ruhe in der Natur – genießen.

Aufgefallen ist der Wehretalerin, dass die Felder in diesem Jahr sehr gemischt sind. In einige Schlafmohnfelder hat sich der rote Klatschmohn selbst gesät, hinzukommen an einigen Stellen weitere Feldpflanzen. Entlang der Wege gibt es Büschelschön, Lupinen, Dinkel und Kornblumen, erstmals auch ein Hanffeld. Zwischen dem durch ausreichend Regen in diesem Jahr sehr kräftigen Mohn folgt Hund Irmo seinen Besitzern. Der fünfjährige Rüde aus Spangenberg, der zwischen den hohen Pflanzen kaum zu sehen ist, kennt die Mohnfelder in Germerode bereits und findet unter den Besuchern direkt neue Freunde und Streicheleinheiten.

Gut gelaunt, entspannt und kontaktfreudig sind die meisten Menschen in den Feldern unterwegs. Eine Besucherin hilft einer anderen kurzerhand beim Fotografieren aus, Brigitte Leuchtweis-Gerlach bekommt Komplimente für ihren pinkfarbenen Schirm, der perfekt zur Mohnblüte passt. Gemeinsam mit Freunden hat die Frankfurterin den Besuch des Mohnfelds mit der Fahrt zu den Oberharzer Wasserregalen kombiniert. Letztere Idee stammte von ihr, die Freunde waren auf den Mohn aufmerksam geworden. Gern hätte sie mehr vom in diesem Jahr erstmals hier blühenden violetten Mohn gesehen. Die neuen Sorten „Viola“ und „Zeno Morphex“ waren als erste aufgegangen, inzwischen ist das Versuchsfeld abgeblüht. „Mir gefällt es richtig gut“, sagt Brigitte Leuchtweis-Gerlach mit Blick über die Blumenwiese hin zum Mohnfeld: „Es ist eine sogenannte Augenweide.“

Um diese Augenweide festzuhalten, hat der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land Fotopunkte vom Holzfenster mitsamt Läden über Schmetterlingsflügel in verschiedenen Farben und Größen bis hin zum Bett im Kornfeld installiert. Sofort bereit für ein Foto im mit Stroh ausgelegten Holzbett ist Pietro Veneruso. „Es ist wunderschön hier“, steht für den Mann fest, der aus Napoli stammt und im Werra-Meißner-Kreis lebt. Seit neun Jahren besuchen er und seine Ehefrau Katrin Veneruso die Mohnblüte. Was sie immer wieder hierherführt? Die Landschaft, die Ruhe und auch die Mohnbratwurst und der Mohnkuchen. Fotomotive mit weitem Blick über die Felder oder ganz nah mit dem Fokus auf einer einizgen Blüte findet Katrin Veneruso bei jedem Besuch.

Gelohnt hat sich der erste Mohnfeldbesuch für Sabine und Heinz Dieter Teichert aus Berlin. Für den Mann mit einer Sehbehinderung sei das Laufen auf Feldwegen schwer. Unterwegs waren die beiden bereits mit dem Planwagen. Die Gegend kennen beide, da Heinz Dieter Teichert früher in Werleshausen gelebt hat, hier einen Freund besucht. Besonders am Besuch in Germerode: Nicht nur der rosafarbene Mohn, sondern auch die Natur und Vielfalt drumherum. (Eden Sophie Rimbach)

Mehr Informationen unter mohnbluetefrauholle.land

2024-06-30T04:45:49Z dg43tfdfdgfd