IMMER MEHR URLAUBER WOLLEN FJORDE STATT STRäNDE

Während sich in diesen Wochen Hunderttausende Urlauber auf den Weg an die Strände im Süden Europas machen, kommt es zeitgleich zu einer wachsenden Gegenbewegung: Angesichts des Klimawandels verbringen immer mehr Menschen ihre Ferien auf der Suche nach Abkühlung in Nordeuropa. 

Wer in Griechenland dieser Tage Urlaub macht, darf nicht empfindlich sein. Aktuell herrschen dort fast 40 Grad im Schatten. Wegen der Hitze musste die Akropolis in Athen schon im Juni für Besucher geschlossen werden. In einigen Regionen wüten Waldbrände, auch andere Länder rund ums Mittelmeer leiden zunehmend unter extremer Hitze.

Immer mehr Menschen entscheiden sich deshalb für Urlaub in Mittel- und Nordeuropa. Norwegen etwa verzeichnete im vergangenen Jahr 22 Prozent mehr Übernachtungen ausländischer Gäste, Schweden um elf Prozent.

Hitze macht vielen zu schaffenLaut einer Umfrage des Tourismusverbands Visit Sweden in Deutschland planen etwa ein Drittel der Befragten eine Änderung ihrer Reisegewohnheiten wegen der seit Jahren zunehmenden Hitze in Südeuropa. Viele davon wollen auf kühlere Jahreszeiten ausweichen, doch nicht wenige richten ihren Blick auf neue Reiseziele.

Bergluft statt Feinstaub in der Großstadt

„Bei Coolcation geht es nicht nur um das Wetter“, sagt Susanne Andersson von Visit Sweden. „Es geht darum, an Orte zu reisen, die nicht nur kühler, sondern auch weniger überlaufen sind.“ Statt an überlaufenen Mittelmeerstränden zu braten oder sich in der Schlange vor der Akropolis Luft zuzufächeln, baden nicht wenige Urlauber lieber in einem Fjord oder atmen bei einer Wanderung frische Bergluft.

Auch in der finnischen Region Lappland nahe dem Polarkreis ist die Zahl der Touristen gestiegen. 29 Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahr verzeichnete die Regionalhauptstadt Rovaniemi im vergangenen Jahr. „Der Trend der Coolcation ist hier klar zu spüren“, sagt die Tourismusbeauftragte Sanna Karkkainen. „Das ging schon vor ein paar Jahren los, aber mit den heißen Sommern in Süd- und Mitteleuropa hat es sich noch verstärkt.“

Trend hat auch seine Schattenseiten

„Unsere Hauptsorge ist, dass zu viele Leute zur gleichen Zeit kommen“, sagt Jan Ove Tryggestad aus dem kleinen Ort Hyllesylt, wo gerade ein imposantes Kreuzfahrtschiff mit 6.000 Passagieren und 2000 Besatzungsmitgliedern angelegt hat. „Das ist ein kleines Dorf hier. Im Winter gibt es rund 300 Bewohner.

Natürlich ist das so etwas wie ein Kulturschock, wenn plötzlich quasi die Bewohner einer ganzen Kleinstadt an Land gehen“, schildert Tryggestad. „Aber wir passen uns an.“

2024-07-04T07:37:44Z dg43tfdfdgfd