Direkt an der holländischen Grenze
Wer in NRW wandern will, denkt zunächst an die Eifel oder das Sauerland. Doch auch im Naturpark Maas-Schwalm-Nette am Niederrhein gibt es zahlreiche Wanderwege. Und das direkt an der holländischen Grenze.
Köln – Wer in NRW raus in die Natur möchte, dem bieten sich zahlreiche Möglichkeiten: So kann man im Siebengebirge bis zum Drachenfels wandern, bei einem Spaziergang eine der zahlreichen Talsperren umrunden oder einfach so bei einem Ausflug die spektakulären Landschaften genießen. Dafür eignet sich auch die Region Niederrhein an der holländischen Grenze. Hier liegt der Naturpark Maas-Schwalm-Nette.
Der 1965 gegründete deutsche Naturpark Schwalm-Nette erstreckt sich über den Kreis Kleve, über die Kreise Viersen, Heinsberg und einen Teil der Stadt Mönchengladbach. Seit 1976 ist er Teil des deutsch-niederländischen Naturparks Maas-Schwalm-Nette. Der Naturpark erstreckt sich insgesamt auf rund 870 Quadratkilometern. Davon entfällt die Hälfte auf das Gebiet NRWs.
Was? | Naturpark Maas-Schwalm-Nette |
Region? | Niederrhein / Provinz Limburg |
Größe? | 870 Quadratkilometer |
Wanderrouten? | 25 |
Die typisch niederrheinische Landschaft des Naturparks ist vom Wasser geprägt. Seen, Flüsse, Bäche und Bruchflächen laden zum Erleben und vielfältigen Aktivitäten ein. Urtypische Wälder, Weiden, Ackerflure und Heidelandschaften bieten eindrucksvolle Erlebnisse und Erholung in der Natur.
Zusätzlich gibt es ein Erlenbruch und Niedermoore in dem Park. Die Feuchtgebiete entlang von Nette, Niers, Schwalm und Rur sind Lebensraum einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt und für den Naturschutz von überregionaler Bedeutung. Seltene Tiere wie der Eisvogel, die Ringelnatter oder der Ziegenmelker sind hier zu Hause.
Seit 2012 hat der Naturpark Schwalm-Nette neun grenzüberschreitende Premiumwanderwege. Das Wandersiegel „Premiumweg“ des Deutschen Wanderinstituts garantiert Wanderern ein besonders schönes Wandererlebnis: Naturnahe Wege und Pfade, entlang von tollen Aussichten und regional typischen Habitaten werden mit dem Siegel garantiert und regelmäßig geprüft. Eine der Routen, die „Zwei-Seen-Runde“ ist in diesem Jahr als schönster Wanderweg Deutschlands nominiert.
Schwalmbruch
Dieser abwechslungsreiche Wanderweg führt entlang des Flusses Schwalm an Feuchtwiesen, Wacholderheiden und vielen unterschiedlichen Gewässern mit einer reichen Vogelwelt vorbei.
Länge: 15,5 Kilometer, Dauer: 4 Stunden, Schwierigkeitsgrad: Mittel
Galgenvenn
Dieser grenzüberschreitende Weg ist besonders für seinen hohen Naturweganteil bekannt sowie für die häufigen Pfadstrecken durch den Grenzwald. Immer wieder kommt man kleinen Gewässern vorbei und am besonders schönen Heidemoore.
Länge: 10,5 Kilometer, Dauer: 3 Stunden, Schwierigkeitsgrad: Mittel
Zwei-Seen-Runde
Niederrheinische Geschichte begleitet den Wanderer auf der Zwei-Seen-Runde. Die Borner Mühle, erstmalig erwähnt 1412, wurde bis 1960 betrieben. In Born kommt man auch an der Kirche St. Peter vorbei, die mindestens seit 1136 hier steht. Der Borner See ist durch Torfstich im 17. Jahrhundert entstanden. Am Start- und Zielpunkt steht die Mühlrather Mühle aus dem Jahr 1447, ursprünglich eine Flachs- und Ölmühle.
Länge: 6 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Schwierigkeitsgrad: Leicht
Meinvennen
Dieser abwechslungsreiche grenzüberschreitende Weg führt über Waldwege, durch Heidelandschaften mit umschlossenen Heidemooren, durch Birkenbruchwälder und an Gagelmooren entlang. Charakteristisch sind die Terrassenkanten, die in tausenden Jahren durch die Erosion des Maas-Urstromtals entstanden sind. Auf den Terrassen fließen die beiden Bäche Rothenbach und Boschbeek, die dann in die Rur münden.
Länge: 18,9 Kilomter, Dauer: 7 Stunden, Schwierigkeitsgrad: Schwer
Birgeler Urwald
Viel Wald in ganz unterschiedlicher Ausprägung vom Buchenhallenwald über Kiefern- und Birkenbestände bis zum feuchten Bruchwald wird dem Wanderer hier geboten. Häufig führt der Weg über schmale Pfade. Eine kleine Wallfahrtskapelle, das „Birgelener Pützchen“, sowie Relikte des Westwalls liegen am Weg.
Länge: 13,8 Kilometer, Dauer: 5 Stunden, Schwierigkeitsgrad: Mittel
Rode Beek
Ein kleines Stück verläuft der Weg durch Deutschland, den größten Teil jedoch in den Niederlanden. Kultur- und Naturraum sind hier gleichermaßen prägend. Da ist zum einen das von 1311 stammende Kasteel Daelenbroeck ein Höhepunkt, zum anderen wird man durch herrlichen Bruchwald mit wilder Gewässerlandschaft geführt.
Länge: 11,5 Kilometer, Dauer: 4 Stunden, Schwierigkeitsgrad: Mittel
Het Leudal
Das Naturschutzgebiet Leudal wird mit diesem Weg erschlossen. Typische Bach-Auenlandschaften am Tungelroysebeek und am Zelsterbeek begleiten den Weg. Einen schönen Gegensatz bilden Heideflächen. Kulturhistorisch bedeutsam sind die St. Ursulamühle und der Klosterhof St. Elisabeth.
Länge: 14,2 Kilometer, Dauer: 4 Stunden, Schwierigkeitsgrad: Mittel
Molenplas
An der Hompesche Windmühle, die seit 1722 als Getreide und Ölmühle genutzt wurde, startet dieser Rundwanderweg, der einmal um den Molenplas (Mühlensee) führt. Zweitausend Jahre alte Bäume, die hier beim Kiesabbau geborgen wurden, stehen nun hier als urzeitliche Monumente. Eine reichhaltige Vogelwelt und für Feuchtgebiete typische Pflanzen bieten ein besonderes Naturerlebnis.
Länge: 5,3 Kilometer, Dauer: 2 Studen, Schwierigkeitsgrad: Leicht
Nette Seen
Dieser Weg erschließt die Wasserlandschaft der Naturschutzgebiete „Kleiner De Wittsee“ und „Ferkensbruch“ sowie des Windmühlenbruchs mit ihren typischen Pflanzen und Tieren. Extensiv genutzte Wiesen wechseln sich mit naturnahen Bruchwäldern ab.
Länge: 10,7 Kilometer, Dauer: 4 Stunden, Schwierigkeitsgrad: Leicht
Quelle: Wander-Wasser-Welt
Zusätzlich zu den ausgezeichneten Premiumwanderwegen, bietet der Naturpark noch sechs Spazierwanderwege, die alle unter sieben Kilometer lang sind und sich an Anfängerinnen und Anfänger richten. Außerdem gibt es zehn Wanderwege, die speziell für Menschen mit Behinderung ausgewiesen sind.
Auf vielen Wegen gibt es „Wasserblicke“, runde Metallplatten, die im Boden eingelassen sind und einen Blick aufs Wasser bieten. Doch sie sind mehr als das: Scannt man den auf der Platte abgebildeten QR-Code oder ruft die dort angegebene Telefonnummer an, kann man sich über das Handy Hintergrundinfos zu dem Ort abholen, an dem man gerade steht. So erfährt man beispielsweise mehr über die historischen Gegebenheiten der Region und lernt über die Bedeutung des Wassers für den Menschen sowie über den Lebensraum von Tieren und Pflanzen.
Ein weiteres Highlight der Region ist das Schloss Krickenbeck in Nettetal, eins der ältesten Schlösser am Niederrhein, das von den Krickenbecker Seen umschlossen ist. Das Schloss stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert und wurde 1904 nach einem Brand zu einem Neu-Renaissance-Schloss ausgebaut. Inzwischen dient es als Seminarhaus.
Eine weitere Wasserburg, die auf zwei der Premiumwanderwege liegt, ist die Burg Brüggen. Sie wurde 1289 erstmalig erwähnt und befindet sich bis heute in Privatbesitz. Seit Oktober 2002 beherbergt die Burg zudem die neu gestaltete Naturpark-Information mit einer Ausstellung von typischen Ausschnitten der Landschaften des Naturparks in Form von Schaukästen mit Modellfiguren und Modellbauten.
Besonders eindrucksvoll ist aber, dass die an der Burg vorhandene Mühle bis heute funktioniert. Insgesamt gibt es noch 17 Mühlen im Naturpark Schwalm-Nette. Die 3 Wind- und 14 Wassermühlen des Naturparks haben niederrheinische Kulturgeschichte geschrieben: Sie sind die Verbliebenen der ehemals 70 Mühlen der Region.
Circa 30 Gehminuten Schloss Krickenbeck entfernt, kann man den 28,8 Meter hohen Aussichtsturm Taubenberg Nettetal erklimmen und hat von dort einen guten Blick auf das Schloss Krickenbeck inmitten der vier Seen. Die Fernsicht kann an klaren Tagen auch schon mal bis Düsseldorf und Roermond reichen. Und wer anschließend noch etwas klettern möchte, kann sich im Kletterwald Niederrhein austoben. (mira)
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