LITERATUR-TIPPS: FüNF GESCHICHTEN üBER DAS REISEN

Die Ferienzeit rückt näher, die Sonnenschirmreihen am Strand erscheinen schon vor dem inneren Auge. Oder ausgiebige Schifffahrten, die Wanderung durch den Regenwald, vielleicht auch einfach nur der Liegestuhl im Schrebergarten, ein paar hundert Meter mit dem Fahrrad entfernt. Wo genau beginnt eine Reise? Und was passiert, wenn man sich darauf einlässt? Diese fünf Bücher erzählen davon, von ganz unterschiedlichen Orten, und vor allem: ganz unterschiedlichen Reisenden, die meist etwas suchen, und es manchmal auch finden.

5 Buch-Tipps über das Reisen

1. „Was vom Tage übrig blieb“ von Kazuo Ishiguro

Ein Butler, der sein ganzes Leben lang anderen gedient hat, macht sich das erste Mal auf zu einer Reise, ganz allein. Steven fährt im Wagen seines Chefs durch die englische Landschaft, von der er ganz beeindruckt ist – und nebenbei auch durch die Erinnerungen an seine vielen Dienstjahre. Die wirklich vor allem Dienstjahre waren, denn Stevens Leben drehte sich stets um Darlington Hall; selbst als sein Vater (ebenfalls ein Butler) starb, da musste Steven ein Dinner organisieren, er konnte sich nicht die Zeit nehmen, bei ihm zu sitzen und sich zu verabschieden. Solche Dinge fallen ihm ein, auf seiner Autofahrt in den Westen des Landes, und natürlich bleibt die Frage, ob es Steven nicht endlich gut sein lassen wird: ob er endlich so leben wird, wie nur er es möchte.

2. „Römische Reportagen“ von Ingeborg Bachmann

Italien war Ingeborg Bachmanns zweite Heimat, hier, in Rom, sollte sie am 17. Oktober 1973 mit nur 47 Jahren ums Leben kommen. Sie hinterließ zwei Lyrikbände, Erzählungen, einen Roman und viele Texte und Geschichten. Diese Sammlung von Reportagen wurde allerdings erst spät entdeckt, sie ist aus einer anderen Zeit: als Ingeborg Bachmann noch eine junge Reporterin für Radio Bremen war, Auslandskorrespondentin in Rom. Sie portraitiert die Fünfziger-Jahre in Italien – die Politik im Land, die Menschen, und auch die Touristen, die ins Land strömten; sie schreibt klar, unterhaltsam, es ist eine besondere Sammlung an Beobachtungen in der Fremde.

3. „Die einsame Stadt“ von Olivia Laing

Einsam, schreibt Olivia Laing, könne man überall sein, nur die Einsamkeit, die „dem Leben in der Stadt entspringt, inmitten von Millionen, ist eine Sache für sich“. So beginnt dieses Buch, dessen Geschichte eigentlich mit einem Umzug und der Hoffnung auf ein großes Glück, ein Abenteuer, begonnen hatte: Olivia Laing zog nach New York, weil dort der Mann lebt, denn sie liebt. Nur trennen sich die beiden kurz danach und sie sitzt da allein, in ihrer winzigen Wohnung inmitten dieser riesigen Stadt. Nun wird das trotz allem ein Abenteuerbuch, welches diesmal mitnimmt auf eine Reise durch eine einzige Stadt, und in dem das Abenteuer vor allem im Alleinsein liegt. 

4. „Vielleicht Esther“ von Katja Petrowskaja

Esther, so hieß die Urgroßmutter von Katja Petrowskaja, also: vielleicht. Sie blieb 1941 allein in Kiew zurück, als der Rest der Familie floh. Ihre Urenkelin reist nun zu verschiedensten Orten, auf der Suche nach der Geschichte von Esther, der ihrer Familie und irgendwie auch der eines ganzen Jahrhunderts. Sie schreibt von Rosa, ihrer Großmutter, und wie sie selbst auf einer Reise nach Polen 1989 in die Stadt kam, in der Rosa achtzig Jahre zuvor geboren wurde: Warschau, das damals zu Russland gehört hatte. Katja Petrowskaja läuft durch diese Stadt, sammelt Erinnerungen, die nicht nur die ihren sind, findet sie in Schallplattenläden oder in den Gesichtern der Menschen auf der Straße.

5. „Der große Sommer“ von Ewald Arenz

Es ist nicht so, als würden Frieder, Alma, Johann und Beate in diesem Sommer die ganze Welt erkunden, aber ein bisschen fühlt es sich eben doch so an: Dieser Roman erzählt von Tagen im Freibad, von Kopfsprüngen und davon, jeden Tag zwanzig Bahnen zu schwimmen, vom Geruch der Wiesen, wenn es gerade geregnet hat; vor allem aber von Freundschaft und der ersten Liebe, dem ersten Ausblick auf das Erwachsenwerden.

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