EIN WOCHENENDE IN PRAG: GEHEIMTIPPS FüR EINEN BESUCH ABSEITS DER TOURISTENMASSEN

Von Sachsen aus ist Prag nicht weit. Wer einen Besuch plant und abseits von Touristen-Hotspots unterwegs sein will, findet hier einige Geheimtipps. Ein Wochenende voller sehenswerter Orte und kulinarischer Highlights in den ruhigeren Teilen der Stadt.

Prag. Tschechiens Hauptstadt ist ein echter Touristen-Hotspot - vor allem im Sommer. Die meisten drängeln sich dicht an dicht auf der Karlsbrücke, der Burg oder vor der Astronomischen Uhr.

Doch auch wenn alle diese Sehenswürdigkeiten zu recht bekannt und beliebt sind, hat Prag so viel mehr zu bieten.

Ein Vorschlag für ein Wochenende, voller Geheimtipps, abseits der beliebtesten Touristenpfade.

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Samstagmorgen: "Kus Koláce" statt "Trdelní"-Stände

Statt sich in der Altstadt mit den anderen Touristen in die Schlangen vor den zahlreichen „Trdelník“-Stände zu stellen, beginnen Sie Ihren Tag mit einem Koláce zum Frühstück. Dieses tschechische Gebäck wurde ursprünglich Brautpaaren zu ihrer Hochzeit überreicht. Heutzutage wird es aber auch im Alltag gegessen und dementsprechend von den meisten tschechischen Bäckereien verkauft. Es besteht aus einem runden Hefeteig, der beispielsweise mit Quark, Mohn, Pflaumenmus oder Früchten belegt wird.

Besonders gut schmeckt das Gebäck bei "Kus Koláce". Hier wird mehrmals am Tag frisch und nach Familienrezept gebacken. Wenn die Bleche mit den noch dampfenden Koláce gerade aus dem Ofen kommt, muss man vor der kleinen Bäckerei vielleicht auch kurz Schlange stehen - allerdings mit Pragern, statt mit Touristen.

Adresse: Korunní 90, 101 00 Vinohrady

Samstagmittag: Sächsische Sandsteinkunst im Schloss Troja

Ausreichend gestärkt geht es nun nach Troja. In dem nördlichen Prager Stadtteil befindet sich neben dem Zoo auch das Trojský zámek. Dabei handelt es sich um ein barockes Lustschloss, das Wenzel Adalbert Graf von Sternberg 1679–1685 erbauen ließ.

Für Sachsen besonders spannend ist die Freitreppe des Schlosses. Ihre Sandsteinfiguren wurden von dem sächsischen Bildhauer George Heermann geschaffen. Die Skulpturen, die die Treppe schmücken, stellen den Kampf der Titanen mit antiken Göttern sowie Allegorien auf den Tag, die Nacht und die Kontinente dar. Heermann hatte vor seiner Arbeit am Schloss Troja auch am Palais im Großen Garten in Dresden mitgearbeitet.

Adresse: U Trojského zámku 4/1, 171 00 Praha 7

Ein Abstecher ins "Bistro Karel"

In einem Gebäude, das zu den Gärten des Schlosses gehört, befindet sich das "Bistro Karel". Es verfügt über einen sehr grünen Hof, der zu einem Päuschen einlädt. Alternativ erwartet Besucher drinnen ein modern und dennoch gemütlich eingerichteter Gastraum. Auf den Tischen stehen Wildblumen, in den Regalen große Gläser in denen Gemüse vor sich hin fermentiert. Das Essen, das im Bistro Karel serviert wird, lässt sich am besten als moderne tschechische Küche beschreiben.

Neben Klassikern wie Tatar vom Rind und Würsten mit Senf stehen auch Gerichte wie French Toast mit Erdbeeren und Mascarpone oder umami Pommes mit fermentierter Zitronen-Mayo auf der Karte. Bekocht wird man hier von neun Uhr morgens bis neun Uhr am Abend.

Wer sich den Inhaber des "Bistro Karel" wegen seines Namens als einen älteren Tschechen vorstellt, der liegt übrigens falsch. Das Bistro wird von zwei jungen Frauen geführt: KarolÍna und Elena ergeben zusammen Kar - El.

Adresse: U Trojského zámku 2/6, 171 00 Praha-Troja

Garten oder Museum?

Nach dem Mittagessen können Sie entweder weiter durch die wundervollen Gärten des Schlosses schlendern oder das Innere des Gebäudes begutachten. Letzteres kostet jedoch 200 Kronen Eintritt. Neben Fresken von verschiedenen Malern gibt es im Schloss auch wechselnde Kunstausstellungen zu sehen.

Nicht tschechisch, aber köstlich osteuropäisch: "Chutnoff"

Zum Abendessen geht es in die Nähe des Wenzel Platzes. Hier befindet sich das Restaurant "Chutnoff", das von Außen zugegebenermaßen wenig hermacht. Doch in dem Kellergastraum, der ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt, werden köstliche osteuropäische Speisen wie Borschtsch, Pelmeni und Kiewer Kotelett zu fairen Preisen serviert.

Besonders zu empfehlen sind allerdings vor allen die Piroggen und Pirozhki. Das sind Kuchen und Teigtaschen mit herzhafter Füllung. Dazu passt neben Schmand auch hervorragend ein Becher Kwas. Das fermentierte Getränk wird aus Brot hergestellt - und schmeckt besser als das klingt - versprochen!

Adresse: Legerova 617/76, 120 00 Vinohrady

Samstagabend: Ein Besuch im "Metro Comedy Club"

Im Szeneviertel Žižkov befindet sich der "Metro Comedy Club". Der ideale Ort, um die von Tag müde gelaufenen Beine auszuruhen und gleichzeitig die Lachmuskeln zu trainieren. Hier treten mehrmals die Woche Comedians auf. Viele von ihnen stammen aus dem Ausland und leben in Prag, andere Touren mit ihren Programmen durch verschiedene Länder und machen auch in Tschechiens Hauptstadt halt.

Der kleine Klub verfügt auch auf eine Bar, an der man vor und nach den Auftritten sowohl mit den anderen Zuschauern als auch mit den Comedians selbst ins Gespräch kommen kann. Einziger Nachteil: Ein bisschen Englisch sollte man schon können, um die Witze zu verstehen. Etwas eingerostetes Schulenglisch ist allerdings völlig ausreichend. Viele der Komiker sind selbst keine Muttersprachler.

Adresse: Štítného 6, 130 00 Praha 3-Žižkov

Sonntagmorgen: Brunchen im "Kavárna Zanzibar"

Obwohl der Prager Stadtteil Vinohrady mit seinen prunkvollen Häusern und malerischen Parks wunderschön ist, lassen sich die Touristenmassen der Altstadt hier ausgezeichnet meiden. Dementsprechend werden Sie vor allem Prager Hipstern begegnen, wenn Sie es sich am Sonntagmorgen auf der Terrasse des "Kavárna Zanzibar" gemütlich machen.

Auf der Speisekarte des Cafés stehen auch vegetarische und vegane Gerichte. Mit wie viel Liebe die Leckereien zubereitet werden, sieht man den Tellern nicht nur an, sondern man schmeckt es auch.

Im Gastraum des "Kavárna Zanzibar" werden immer wieder Werke noch wenig bekannter Künstler ausgestellt. Außerdem kann man in einer Ecke des Cafés durch eine kleine Auswahl von Second-Hand-Kleidung stöbern, während man auf sein Frühstück wartet.

Adresse: Americká 152/15, 120 00 Praha 2-Vinohrady

Den Prager Fernsehturm und seine Gruselbabys

Der Prager Fernsehturm steht an der Grenze der beiden Stadtteile Žižkov und Vinohrady. Das ungewöhnliche Bauwerk besteht aus drei 134 Meter hohen, stahlverkleideten Betonsäulen. An den Säulen sind Räumlichkeiten für die Sendetechnik, die Aussichtsplattform und das Turmrestaurant angebracht.

Das Bauwerk ist nicht bei allen Pragern beliebt. Viele Einheimische finden es hässlich - vielleicht auch wegen der Skulpturen, die daran angebracht sind. Die seit dem Jahr 2000 am Turm krabbelnden Babys stammen vom tschechischen Bildhauer David Černý. Allerdings haben die Babys Barcodes statt Gesichter und sehen deshalb ziemlich gruselig aus.

Ob man den Turm und die Kunst daran nun gelungen findet oder nicht, ist Geschmacksache. Sie sollten sich aber auf jeden Fall selbst ein Bild von dem imposanten Gebäude machen.

Adresse: Mahlerovy sady 1, 130 00 Praha 3-Žižkov

Krkonošská: Dem Berggeist Rübezahl einen Besuch abstatten

Nur einige hundert Meter vom Fernsehturm entfernt liegt die Krkonošská (Riesengebirgsstraße). Sie ist eine der schönsten Straßen von Vinohrady. Besonders dann, wenn die Bäume, die die Bürgersteige säumen, blühen. Und passend zum Namen ragt dort aus der Ecke eines Hauses der Berggeist Krakonoš (Rübezahl) heraus.

"Tisse": Ein kleines Frankreich in einer von Prags schönsten Straßen

Außerdem kann man in der Krkonošská das wohl beste Plundergebäck der Stadt essen. Wer die französische Bäckerei "Tisse" betritt, dem steigt sofort der Duft nach Kaffee und frischem Brot in die Nase. Denn hier werden alle Backwaren vor Ort in einer gläsernen Backstube zubereitet. Man kann den Mitarbeitern so auch beim Laminieren und Rollen der köstlichen Croissants und Teilchen zuschauen, die bei "Tisse" verkauft werden.

Neben Klassikern wie "Pain au chocolat" gibt es hier auch Würfel und Rollen aus Plunderteig, die mit sündig süßen Cremes und Früchten gefüllt sind. Und wer es lieber salzig mag, der kann sich mit einem "Gilled Cheese" aus Sauerteigbrot oder einem Focaccia-Sandwich im Hinterhof der Bäckerei gemütlich machen.

Adresse: Krkonošská 1667 /14, 120 00 Vinohrady

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Sonntagnachmittag: Zeitgenössische Kunst im "Dox"

Wer zeitgenössische Kunst oder Kafka mag, der sollte Prag nicht verlassen, ohne dem "Dox" einen Besuch abgestattet zu haben. Denn noch bis zum 22. September zeigt das Prager Zentrum für zeitgenössische Kunst die Ausstellung "KAFKAesque". Diese blickt nicht aus einer historischen, sondern aus der heutigen Perspektive auf die Werke des Schriftstellers.

Wer das "Dox" besucht, kann sich auch den hölzernen Zeppelin von innen ansehen, der auf dem Dach des Gebäudes angebracht ist. Aber Achtung, wer die Treppen hinauf in das Luftschiff steigen will, sollte schwindelfrei sein.

Adresse: Poupětova 1, 170 00 Praha 7-Holešovice

Sonntagabend: Tschechische Spezialitäten im "Lokal"

Es gibt keinen besseren Ort, um ein Wochenende in Tschechiens Hauptstadt abzuschließen als ein Prager Gasthaus. Ein frisch gezapftes Pils und dazu eine deftige Mahlzeit - das gibt es im "Lokal" an gleich sechs Standorten in Prag.

Wer auch am Ende seines Besuchs den anderen Touristen lieber aus dem Weg gehen will, sollte den wohl bekanntesten Standort, das "Lokal Dlouhááá" in der Altstadt aber besser meiden. Das "Lokal Hamburk" im Prager Stadtteil Karlín ist mindestens genauso gemütlich, aber deutlich weniger voll.

Die Spezialität des Hauses ist hier überraschenderweise vegetarisch. Von einem leichten Abendessen kann bei einer großen Portion gegrilltem Käse mit Kartoffeln und Tatar-Soße aber trotzdem nicht die Rede sein. Zum Ende eines (Kurz-)Urlaubes sollten Sie sich schließlich noch mal etwas gönnen.

Adresse: Sokolovská 55, 186 00 Karlín

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