FABELHAFTE WELT: LANGWEILIGE SOMMERFERIEN

SOMMERFERIEN! Die schulpflichtigen Kinder rund herum freuen sich wie die Schnitzel. Sie erwarten Feriencamps, Großelternbesuche, Reisen nach nah und fern. Seit der 23. Kalenderwoche sind ihre Übernachtungs-Playdates für die 34. Kalenderwoche vereinbart. Manche haben ein Abo beim Nachhilfeinstitut, andere werden Tennis, Radfahren oder eine Fremdsprache lernen. Die Wochen scheinen gut verplant und nun endlich kann der Spaß losgehen. 

Ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie sich ein Sommer voller Aktivitäten anfühlt. Solange ich in die Schule ging, fürchtete ich diese neun Wochen Ferien. Auf die Gefahr, gleich wie die Verrückte vom Ende der Vorstadtsackgasse zu klingen, die im Park Tauben füttert: In meiner Kindheit hatten kleine Leute noch keine eigenen Terminkalender, sondern im Juli und August nichts zu tun. Wir sahen so viel fern, dass sogar der Fernseher langweilig wurde. Bauten tagelang an einem Puzzle mit vierstelliger Teilanzahl. Badeten, bis baden langweilig wurde. 

Halfen freiwillig im Haushalt. Wir schauten in die Wolken und suchten Tiere. Schauten auf die Straße und stoppten, wie schnell die Nachbarn um die Kurve biegen. Wenn etwas los war, dann meist in unserer Fantasie. Dadurch hatten wir zwar nicht besonders viel zu erzählen, wenn im September der vergleichsweise aufregende Alltag wieder losging, aber wir waren bereit, Neues aufzunehmen, Neues zu erleben, Neues zu lernen. Eigentlich wünsche ich nicht nur den Schulkindern, sondern uns allen einen schönen, langweiligen Sommer. 

Ich hoffe, Sie hören dem Aneinanderklirren der Eiswürfel im Glas zu. Starren auf Wasseroberflächen. Zählen die Sterne der Milchstraße. Denn das Gehirn verhält sich wie ein Muskel, der zwischendurch eine Pause braucht. In diesem Sinne: Möge uns allen so richtig fad werden. Egal ob Schulkind oder Pensionistin. Bitte langweilen Sie sich.

Weitere Infos: www.veakaiser.de

2024-06-23T05:17:33Z dg43tfdfdgfd