DIE SCHöNSTEN RADTOUREN UM WIEN: TIPP FüR EINE TOUR AM WOCHENENDE

Von Silke Horcicka

Ich starte beim Nationalparkhaus Wien-Lobau. Ein rundes Holzgebäude mit grünem Dach, in dem man die Au mit allen Sinnen erfahren kann und auf dessen Abenteuerspielplatz Kinder in bunten Shirts und Hosen herumlaufen. Am Brunnen davor fülle ich meine Radflasche auf, bei der kleinen Reparaturstation pumpe ich Luft in die Reifen. Die Lobau ist der Wiener Teil des Nationalpark Donauauen. Mein erstes Ziel ist die Panozzalacke. Ich folge den Schildern Richtung Vorwerkstraße und bin sofort im Wald. Vom heißen Asphalt geht’s hier direkt auf den Waldboden, angekommen in der Natur, von null auf hundert. Es wird kühler, ein leichtes Lüftchen weht. Das Blätterwerk wird dichter und ich atme die klare Luft ein. Mein ganzer Körper entspannt sich, fühlt sich wohl hier im grünen Juwel. 

Ein paar Lacken gibt es noch vom letzten Regen. Touristen staunen und stapfen herum. 

Aus dem dichten Dschungel fahre ich auf den Josefsteig über ein Feuchtgebiet. Die Holzlatten rattern unter meinem Hintern. Ein Vogelkundler hebt ein mächtiges Objektiv an sein Auge. Ein älteres Pärchen kuschelt im Schatten des Holzgeländers. Es lebe die Natur! Weiter Richtung Vorwerkstraße kracht bei einem kleinen Radfahrer in der Gruppe vor mir die Schaltung. Er hat auf dem kurzen Anstieg den falschen Gang erwischt und steigt vom Rad, der Rest seiner Gruppe und ich ebenso. Wir schieben gemeinsam, lächeln uns zu. Ein Mädchen sagt: „Papa, können wir öfter was im Freien machen, es ist sooo schön.“ 

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Wind und Sonne tummeln sich in den Baumkronen, die Vögel zwitschern wild. Rechts führt ein Schild zur Panozzalacke: „Wer hier radelt, wird getadelt“ steht da. Ich bleibe am Weg und bald kommt meine Abzweigung. An der Panozzalacke lassen Kinder in Badehosen Steine platteln, Familien schlagen Picknickdecken auf, Hunde schütteln Wasser aus ihrem Fell. Beim Knusperhäuschen wartet die Schlange auf Lobauburger und Kaiserspritzer. Ich esse Rhabarberkuchen, genieße die Sonne und mache mich auf zu Ziel zwei. 

Das Dickicht lichtet sich, hier wachsen Obst- und Nussbäume, ein erstes gelbes Haus. Es duftet nach Wiese, Kastanien strecken ihre Blätter in den Himmel. Ein Gemüsefeld rechts, ich bin „am Land“. Richtung Hainburg radle ich am Asphalt automatisch schneller als im grünen Urwald, wo man Demut vor der Natur verspürt. Ein Schild führt zum „Napoleonstein“, ich schiebe mein Rad hinein, 100 Meter weiter ragt ein grauer Koloss aus der Erde, wo 1809 das Hauptmagazin der Franzosen bei der Marchfeldschlacht lag. 

In Groß-Enzersdorf führt mich der Radweg  ins Zentrum, von dort sind’s laut Google noch vier Minuten zu Ziel zwei: Der Taverne am Sachsengang, allerfeinster Boho-Chic direkt am Wasser. Von der Bambusdecke hängen Korblampen, geflochtene Stühle neben weißen Vorhängen, sie rahmen den Blick auf den Donau-Oder Kanal, der hier endet. Tsatsiki, Fischplatten und Lammstelzen duften, beleuchtet von orangem Aperol Spritz. Ein himmlischer Platz. Nach Hause radle ich über Augasse, Badgasse und Mühlhäufel und die Esslinger Furt zurück in die Lobau zum Nationalparkhaus. 

In mir bleiben das Gefühl der Freiheit, die Natur und die Ruhe.

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