NACH REKORD-TOURISTENJAHR 2024: JETZT WILL WIEN IM WELTALL WERBEN

Auch wenn die Stadt an den derzeitigen grauen Jänner-Tagen fast ungewohnt leer wirkt: Wien zieht bei Touristen mehr denn je. Das vergangene Jahr brachte mit 18,9 Millionen Nächtigungen ein All-Time-High: Allein im Dezember 2024 wurden mehr als zwei Millionen Nächtigungen gezählt, um zwölf Prozent mehr als 2023. Damit war Wien so voll wie noch nie in einem Dezember.

Auch beim Nächtigungsumsatz, der „noch wichtigeren Größe“, wie der für Tourismus zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) am Mittwoch bei der Tourismus-Bilanz sagte, gibt es ein deutliches Plus: Allein von Jänner bis November 2024 beträgt der Nächtigungsumsatz rund 1,2 Milliarden Euro, um 12 Prozent mehr als im Jahr davor – und das ohne den zweifellos sehr starken Dezember, für den noch keine Umsatzzahlen vorliegen.

Effekte auch auf das Weihnachtsgeschäft

Für Wien-Tourismus-Direktor Norbert Kettner ein Zeichen, dass die Preisdurchsetzung in der Hotellerie „wirklich funktioniert und der Qualität der Stadt entspricht“: Denn lange Zeit galten Wiens Zimmerpreise als vergleichsweise günstig für das Angebot, das Besucher in der Stadt finden.

Bedenken müsse man aber auch, so Kettner, die sogenannten „Spillover-Effekte“: Dass der (stationäre) Handel landesweit im Dezember 2024 einen Mehrumsatz von 1,15 Milliarden Euro verbuchen konnte „bei allen Problematiken im stationären Handel“ verdanke man auch den vielen internationalen Gästen (82 Prozent der Wien-Besucher kommen aus dem Ausland), ohne die ein derart starkes Weihnachtsgeschäft „nicht möglich gewesen wäre“.

Kettner blickte am Mittwoch aber nicht nur zurück, sondern auch nach vorne. Das heurige Jahr steht klar im Zeichen von Johann Strauß, dessen Geburtstag sich im Oktober zum 200. Mal jährt, was mit dem Slogan „King of Waltz. Queen of Music“ beworben wird. (Die „Queen“ ist dabei die Musikstadt Wien). Bewerben kann man das Strauß-Jahr nicht nur mit zahlreichen Produktionen, die in Wien stattfinden werden (65 an der Zahl), es wird auch auf der bei Touristen enorm populären ivie-App – wie schon bei Sigmund Freud im Vorjahr – eine eigene „Strauß-Challenge“ (eine Art digitale Schnitzeljagd) geben (wie übrigens auch einen neuen „Before Sunrise“-Walk, der Kultfilm wird heuer 30).

Wien Tourismus kooperiert aber auch mit der European Space Agency (ESA) und widmet sich, wie Kettner meinte, dem „größten je von uns bearbeiteten Markt“: dem Weltall nämlich. Was ESA und Wien Tourismus im Detail planen, wollte Kettner noch nicht verraten, Hintergrund ist jedenfalls, dass Strauß‘ Donauwalzer die inoffizielle Hymne des Weltalls ist, seit in Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“ in einer ikonischen Szene ein Raumschiff zu den Takten des Donauwalzers auf der Raumstation gelandet ist. „Die Geschichte von Strauß und dem All ist noch nicht zu Ende erzählt“, so Kettner.

Wenig Konzerte, viele Kongresse

Und sonst? Erwartet Wien heuer deutlich weniger Entertainment-Highlights, die die Hotels so verlässlich füllen wie 2023: Der Wien Marathon im April sowie die Konzerte von Billie Eilish, Robbie Williams und Iron Maiden sind heuer die (fast einzigen) richtig starken Zugpferde. Dafür ist der Kongress-Tourismus sozusagen im Hochbetrieb, mehr als 50 Kongresse und Tagungen mit jeweils mehr als 1000 Teilnehmern stehen in diesem Jahr an, einer der größten ist der Europäische Radiologenkongress (von 26. Februar bis 23. März) mit 16.000 Besuchern und der Kongress der Mikrobiologen im April mit gleich 20.000 Teilnehmern.

Um die - man erinnere sich an die Adventwochen - stark überlaufene Innenstadt zu entlasten, setzt Wien Tourismus in der internationalen Vermarktung erneut auf die sogenannten „Heartbeat Streets“: Grätzel also, die bisher von Gästen eher weniger beachtet, bei der lokalen Bevölkerung aber beliebt sind und daher auch von Touristen als authentische Orte geschätzt werden. Die Hearteabt-Streets-Kampagne im Vorjahr brachte mehr als 750 internatioanel Medienberichte, heuer setzt man auf fünf neue Grätzel: Das Weißgerberviertel im Dritten, die Margaretenstraße, die Neubaugasse, das Piaristenviertel und Gersthof. Gäste sollen aber durchaus auch über die Stadtgrenzen gelockt werden: Heuer stellt Wien Tourismus unter anderem Schlösser Hof, Niederweiden, Laxenburg und Esterházy ins Rampenlicht.

„Warten mit kühlem Kopf zu“

Ob auf den „Riesenerfolg“ (Kettner) 2024 mit den heurigen Strauß-Festivitäten ein weiteres Rekordjahr folgt, wird sich weisen. Könnte eine mögliche blau-schwarze Bundesregierung dem Image schaden und sich negativ auf das Reiseverhalten auswirken? „Es ist noch zu früh, etwas zu unmittelbaren Auswirkungen zu sagen“, so Kettner. „Wir warten mit kühlem Kopf und ruhiger Hand zu. Wien wird eine Stadt bleiben, die sich mit Zukunftsthemen auseinandersetzt und daran wird sich nichts ändern.“

2025-01-22T14:45:02Z