ERSTMALS IN EUROPA – STRAND NUR FüR MUSLIMA

Als erstes Adria-Land hat Montenegro nun einen "Hijab Beach" ausschließlich für muslimische Frauen eröffnet. Was steckt dahinter?

Ulcinj ist die südlichste Stadt des Mittelmeerlandes Montenegro und war schon ein beliebtes Urlaubsziel bei Westeuropäern, als es noch zu Jugoslawien gehörte. Als mehrheitlich muslimische Stadt im christlich-orthodoxen Adria-Staat möchte man aber auch muslimischen Besucher(innen) gerecht werden.

Vor allem aus Albanien und Bosnien kamen in den letzten Jahren vermehrt Besucher, die Angebote wünschen, die sich besser mit ihren moralischen Wertvorstellungen vereinbaren lassen. Vor allem nackte Haut und die Vermischung von Männern mit Frauen im Badebereich sind für wertkonservative Muslime ein No-Go.

Auf einem kleinen Abschnitt des zwölf Kilometer langen Velika Plaža ("Langer Strand"), touristisch auch als "Pearl Beach" ("Perlenstrand") bekannt, hat ein Anbieter daher jetzt ein Angebot für genau diese Zielgruppe eingeführt. Als "Hijab Beach", benannt nach dem arabischen Überbegriff für verschiedene Verschleierungsvarianten bei Frauen, wurde dort nun ein blickdicht abgetrennter Bereich mit 20 Liegestühlen eröffnet. Dieser ist nur für verschleierte Frauen zugänglich, die dadurch vor männlichen Blicken geschützt sind. Allerdings: Den Blick auf das Meer und die Wellen kann man dort aufgrund der Absperrung ebenfalls nicht genießen.

Von einem Kulturwandel kann daher keine Rede sein. Bei zigtausenden Liegestühlen für "gewöhnliche" Badegäste dürfte der kleine, abgetrennte Bereich mit 20 Liegestühlen den meisten nicht streng-muslimischen Touristen nicht einmal auffallen. Aber Konflikte und Diskussionen zwischen verschleierten und nicht verschleierten Badegästen sollten damit der Geschichte angehören.

Erst vor wenigen Tagen postete ein muslimischer Mann auf Google Maps eine empörte Rezension, dass seine Frau und Tochter schockiert von einem nur für Frauen bestimmten Strand in Ulcinj zurückgekommen sind. Niemand hatte ihnen davor gesagt, dass dort auch nackte Frauen zu sehen seien. "Das ist kein Strand für verschleierte Frauen, Muslima, denn es ist sehr ernst, sich vor einer nackten Frau aufzuhalten (...) Meine Frau und meine 14-jährige Tochter waren schockiert, eine völlig nackte Frau zu sehen".

Bei dem Strand handelte es sich um den "Ladies Beach Dada" in einer von Blicken abgeschotteten, mit einem Eingang gesicherten Bucht etwas nördlich vom Pearl Beach. Auf diesem für Frauen reservierten Strand gibt es allerdings keinen Verhüllungszwang. Frau kann dort kann nach Belieben nackt herumlaufen und sich von ausschließlich weiblichen Mitarbeitern mit Drinks bedienen und mit Heilschlamm aus einer dort befindlichen Quelle einschmieren lassen.

Und der am anderen Ende des Strandes, also 12 Kilometer weiter südlich, gelegenen Insel des Flusses Buna gibt es mit dem "Ada Bojana" sogar ein ganzes Nudistendorf. Der "Hijab Beach" ist also nur eine Ergänzung eines viele verschiedene Zielgruppen umfassenden Angebotes, das eine Marktnische für die Gäste aus muslimischen (Nachbar)ländern füllen soll. Nicht mehr und nicht weniger.

2024-07-04T07:34:04Z dg43tfdfdgfd