WARUM VOR DEM FELLINI-MUSEUM IN RIMINI EIN NASHORN STEHT

Ein Nashorn steht in Rimini. In einem Boot. Mitten in der Altstadt … Wieso? Diese Frage haben sich wohl auch die Zuschauerinnen und Zuschauer von Federico Fellinis legendärem Film „E la nave va“ – zu Deutsch „Fellinis Schiff der Träume“ – gestellt. Um es kurz zu machen: Es handelt sich um eine bronzene Statue, die vor dem 2021 eröffneten Fellini-Museum in Rimini steht.

Dem fünf Oscars schweren italienischen Regisseur wird nachgesagt, er habe Freude daran gehabt, sein Publikum zu verwirren. So etwa auch in der Schlussszene des Films, in der ein Nashorn in einem – viel zu kleinen – Boot über den Ozean treibt. „In E la nave va habe ich mehr oder weniger ehrlich, mehr oder weniger künstlich […] das Gefühl der Verwirrung zum Ausdruck gebracht, das uns überkommt“, sagte er über den 1983 erschienenen Film.

Ein Nashorn in einem Boot also. Welchen Zweck es in Rimini erfüllt, ist klar: Es sieht hübsch aus und erinnert an den großen Filmregisseur, der in Rimini geboren wurde und die ersten neunzehn Jahre seines Lebens hier verbrachte. Und im Film? „Nun, ich dachte, es wäre eine gute Idee, ein Nashorn in einem Film zu haben“, erklärte der Regisseur einst einem Reporter. Doch weil sich der Journalist mit dieser Antwort nicht zufriedengab, erfand Fellini forthin auf die Frage nach dem Nashorn jedes Mal eine neue.

Die Altstadt wurde wieder aufgebaut

Für Fellini-Fans ist das multimediale Museum in der norditalienischen Region Emilia-Romagna ein Paradies: Es zeigt Originalzeichnungen des Künstlers, Filmplakate, Kulissen und bis zu fünf Stunden lange Filmsequenzen. Das kolossale Hauptgebäude war einst eine Festung, später ein Salzlager, dann ein Gefängnis, auch als „Kerker von Rimini“ bekannt. Das Vorhaben, ein Museum zu eröffnen, soll der treibende Motor dafür gewesen sein, die im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstörte Altstadt Riminis nach alten Bildern wiederaufzubauen (achtzig Prozent der Stadt waren ruiniert gewesen) und Parkplätze und Straßen gegen Fußgängerzonen und Grünflächen auszutauschen.

Früher blieben die Touristen am Strand, wo im Jahr 1843 die erste Badeanstalt eröffnete – die Altstadt hingegen war leer. Das ist heute anders. Das Fellini-Museum habe die „Grenze“ zwischen Strand und Altstadt geöffnet, heißt es. Und wieso auch nicht?

Fellini hat Zuschauerinnen und Zuschauern auf der ganzen Welt seine Heimatstadt auf den Bildschirmen nähergebracht. Vielleicht verführt sein Museum dazu, sich die entzückende Altstadt auch im echten Leben anzusehen. 

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