VALENCIA: EINE REISE IN SPANIEN, DIE DURCH DEN MAGEN GEHT

Mediterranes Lebensgefühl quasi vor der Haustüre? Okay, in dem Fall nicht ganz, aber in zwei Stunden und fünfunddreißig Minuten Flugzeit ist man im spanischen Valencia – Sonne im Gesicht (300 Sonnentage im Jahr und auch in den Wintermonaten durchaus eine Reise wert), Strand, Shopping, Geschichte, Kunst, Kultur und viel Kulinarik – una fiesta für alle Sinne. 

Drei Tage sollte man schon einplanen, noch besser vier, denn die Stadt und die Umgebung haben so viel zu bieten.

Mehr als 34 Museen kann man besichtigen – und, zumindest, wenn man der Überlieferung glauben möchte, hat hier auch die Jagd nach dem Heiligen Gral ihr Ende, denn im Rekonditorium der valencianischen Kathedrale findet man den „Santo Cáliz“, jenen Kelch, der beim letzten Abendmahl von Jesu Christi mit seinen Jüngern zum Einsatz gekommen sein soll.

Und wen das gleich selber durstig macht, dem sei frischgepresster Orangensaft (man sagt, dass valencianische Orangen zu den besten der Welt gehören) ans Herz gelegt. Oder eine erfrischende Horchata, ein Getränk aus Erdmandelmilch, kalt serviert, welches es in der Form nur hier gibt. Meist stark gesüßt, aber auf Nachfrage wird’s auch schon „sin azúcar“, also „ohne Zucker“ angeboten. Ist sehr nährreich, soll auch gesund für Magen und Darm sein. Und es schmeckt wirklich richtig gut.

Kleiner Tipp am Rande: Wer Kaffee bevorzugt, kann sich bei Spaniern Freunde machen, wenn er nicht Cappuccino, sondern Café con leche bestellt.

Kathedrale der Sinne

Am Plaza Redonda kann herrlich Kunsthandwerk gestöbert werden und in den Tapas Bars gibt’s Stärkung für zwischendurch. Besonders viele kulinarische Highlights sind auf den Märkten, wie dem Mercado Colón (hier kann man auch gut zu Abend essen) oder dem Mercado Central, der ein wahres Paradies für Genießer ist, zu finden. 

Auf mehr als 8.000 Quadratmetern gibt’s in der Kathedrale der Sinne über 1.200 Marktstände mit Obst, Gemüse, Gewürzen, Käse, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, – vor allem Austern-Liebhaber kommen voll auf ihre Kosten. Achtung, der Markt schließt aber bereits um fünfzehn Uhr.

Wer sich nach all der Schlemmerei noch mehr Gutes tun möchte, kann bei einer Radtour (zum Beispiel via DoYouBike), entlang des Flussbettes die Gegend erkunden. Das kann man auch gleich mit einem „Radler“ zur Stadt der Künste und Wissenschaften am östlichen Ende des Turia-Gartens verbinden. Es heißt, wer das nicht gesehen hat, war nicht in Valencia. 

Eine moderne Stadt innerhalb der Stadt mit futuristischer und organischer Architektur. Ein Werk des Architekten Santiago Calatrava. Weißer Beton, viel Glas, umgeben von gigantischen Wasserbecken. Das Licht spiegelt sich glitzernd auf all diesen Strukturen – ein beeindruckender Anblick. Hier ist u. a. auch das Opern- und Kulturhaus „Palau de Les Arts“ zu finden, welches flächenmäßig als größtes Opernhaus Europas gilt.

Unbedingt gesehen haben sollte man auch die gotische Seidenbörse, die Ähnlichkeit mit mittelalterlichen Burgen aufweist. Sie ist seit 7. Dezember 1996 UNESCO-Weltkulturerbe. 

Ein guter Tipp ist auch der Nordbahnhof. Im Jugendstilgebäude des Architekten Demetrio Ribes gibt’s wunderschöne Keramik zu bestaunen. Wie übrigens auch im Palast des Markgrafen von Dos Aguas, wo das Nationalmuseum für Keramik beherbergt ist. Alleine die Außenfassade ist schon mehrere Blicke wert.

Überhaupt spielt sich das Leben in Valencia viel auf der Straße ab, man geht gerne aus. Auch zum Essen, wobei die Spanier abends immer spät unterwegs sind. Keine Seltenheit, dass sie sich erst nach 21 Uhr etwas ausmachen. Daher öffnen viele Restaurants abends erst später, als wir in Österreich gewohnt sind.

Ein guter Tipp für gehobene Küche wäre zum Beispiel das Restaurant „Alma del Temple“, welches Kulinarik und Geschichte miteinander vereint. Hier ist auch eine arabische Mauer aus dem 12. Jahrhundert ins Raumkonzept integriert. Das Gourmet-Restaurant befindet sich im ältesten Gebäude von Valencia.

 Hola Paella! 

Apropos Essen, kein Valencia-Besuch ohne Paella, die berühmte Reispfanne ist das Nationalgericht. Die Ur-Paella enthält Hühnchen, Kaninchenfleisch – und Schnecken. Aber, keine Sorge, wer kein Schneckenliebhaber ist, muss nicht darauf verzichten, denn meistens werden die extra für die Touristen weggelassen, wie übrigens auch oft das Kaninchen. Außerdem gibt’s auch andere wunderbare Varianten, wie zum Beispiel mit Meeresfrüchten. 

Jedenfalls sollte die ideale Paella vorzugsweise auf Holzfeuer zubereitet werden, nicht zu fettig sein und die Reisschicht sollte auch nicht zu dick sein. Besonders g’schmackig sind die am Boden ein bisschen angerösteten Reiskörner. Die Pfanne kommt dann mitten auf den Tisch und jeder kann sich traditionell mit einem Holzlöffel bedienen. 

Die Valencianos sind auch davon überzeugt, dass Paella nur mit valencianischem Wasser gelingen kann. Angeblich nehmen viele von ihnen das eigene Wasser mit, wenn sie außerhalb der Landesgrenzen Paella zubereiten wollen. Also, andar de paella! (zu Deutsch: Paella essen gehen). Eventuell in der „Casa Carmela“ am Strand Malvarrosa, aber unbedingt vorab reservieren. 

Und für alle, die Alkohol trinken, darf abends der berühmte Cocktail „Agua de Valencia“ nicht fehlen. Bestehend aus Orangensaft, Cava (Sekt), Wodka und Gin. Salud!

Filmreifes Peñíscola

Aber auch in der Umgebung von Valencia gibt’s viel zu sehen, so ist man in circa eineinhalb Stunden Autofahrt in der Stadt Peñíscola, deren Geschichte bis in die Zeit der Mauren zurückreicht. Dort gibt es eine beeindruckende Festungsanlage, die „Castillo del Papa Luna“, welche im

15. Jahrhundert von Papst Benedikt XIII. bewohnt wurde. Durch die engen Gassen kann man hinauf zur Burg gehen, von dort hat man einen atemberaubenden Blick aufs Meer. Filmreif, im wahrsten Sinne des Wortes, denn in der Stadt wurde nicht nur 1961 die Entscheidungsschlacht der Spanier gegen die Almoraviden für den US-amerikanischen Abenteuer- und Historienfilm „El Cid“ mit Sophia Loren und Charlton Heston gedreht, sondern auch Szenen für die Erfolgsserie „Game of Thrones“ (sechste Staffel)

Übrigens, von 7. bis 15. September 2024 wird hier mit einem großen Spektakel der Schutzheiligen Virgen de la Ermitana gedacht. Neben Straßenfesten, Konzerten, und Umzügen stehen die sogenannten „danses“ (traditionelle Tänze) im Mittelpunkt. Und Strände gibt’s natürlich auch, so wie den bei den Touristen sehr beliebten fünf Kilometer langen „Playa del Norte“.

Mittelalterstadt Morella

Eine Autofahrtstunde von Peñíscola entfernt liegt das Mittelalterstädtchen Morella. Schon bei der Anfahrt sollte man kurz für Fotos parken, denn die Burgruine auf einem Felsenhügel erhebt sich beeindruckend aus der Landschaft. 

Hier erkundet man am besten alles zu Fuß, also sollte man wirklich auf bequemes Schuhwerk setzen, denn es geht stetig bergauf. In den engen Gasserln findet man auch Spezialitätengeschäfte für Schaf- oder Ziegen-Käse und Stierschinken, aber auch Bäckereien, die süße Flaons (Mandelgebäck mit Topfen gefüllt) anbieten – typisch für diese Gegend. In der es übrigens auch ein ganz spezielles Mineralwasser gibt, das „Agua de Benassal“, welches sehr gut für die Nieren sein soll.

Video zu Peñíscola und Morella:

Ob Rathaus, Kirche Santa María la Mayor oder eben das Castell de Morella, zu besichtigen gibt’s hier einiges, geht auch gut auf eigene Faust, denn Touristenführungen werden nur in englischer oder spanischer Sprache angeboten.

Und kürzlich wurde hier auch eine neue Dinosaurierart entdeckt, der Titan aus der Garumba (Garumbatitan morellensis). Eignet sich jetzt nicht so gut als Mitbringsel, dafür Espadrilles, die hier produziert werden oder kuschelige Pullover aus weicher Wolle, die man vor allem in den Wintermonaten gut braucht, denn da kann’s empfindlich kühl werden.

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