MEHR ALS INDIAN SUMMER: DARUM SOLLTEN SIE NEUENGLAND ENTDECKEN

Die Stadt Newport in Rhode Island ist nicht so weit von New York City entfernt und war immer schon gut mit der Bahn oder per Auto erreichbar. Daher haben viele Superreiche im 19. Jahrhundert genau hier ihre Sommer Cottages errichten lassen. Das lag im Trend.

Manche dieser Anwesen sind so luxuriös wie französische Schlösser. Zu den berühmtesten der Familien zählten die Kennedys. Jackie Bouvier und John F. heirateten 1953 in der St. Mary’s Kirche, mit anschließendem glamourösen Empfang auf ihrem Anwesen Hammersmith Farm.

Schneller Reichtum schnell verprasst

Kathryn Farrington von „Discover Newport“ schätzt neben der Geschichte die besonders lebendige Innenstadt. Auch, dass Segeln hier hoch im Kurs steht – Newport ist die Stadt des America’s Cup, wovon das Segel-Museum zeugt. In der Tennis Hall of Fame wiederum haben Besucherinnen und Besucher im Holographic Theatre den Eindruck, ganz nah an Tennisstar Roger Federer dran zu sein. Zu den jährlichen Kultur-Höhepunkten zählt das Newport Jazz Festival.

Atemberaubende Blicke vor der Stadt bietet etwa der Ten Mile Ocean Drive, eine kurvenreiche Panorama-Straße mit Sicht auf das Meer. Fährt man den entlang, landet man irgendwann in einem der berühmten Herrenhäuser des „Goldenen Zeitalters“: The Breakers von der einstmals reichsten US-Familie Vanderbilt. William galt als der Eisenbahnkönig. 

Tonnen an Antiquitäten aus Europa ließ er in die USA schippern, um damit Häuser in New York und Newport auszustatten. Man wähnt sich in einem französischen Adelshaus, entstanden ist es aber in der hohen Zeit des amerikanischen Geldadels. Übrigens, so schnell die Vanderbilts zu ihrem immensen Reichtum kamen, so schnell verprassten es die Erben in der Folge.

Wo alles begann

Nächster Stopp ist Plymouth in Massachusetts: Die historische Stadt ist als Landepunkt der Pilgerväter bekannt. Die kamen im Jahr 1620 an Bord der berühmten „Mayflower“ an. Die erste Anlandung in der Neuen Welt passierte allerdings nicht hier, sondern auf Cape Cod. Von dort segelten sie alsbald weiter zum Plymouth Rock. Der Felsen in einem Pavillon am Wasser ist heute eine der historischen Pilgerstätten Amerikas.

Gleich daneben an der State Pier liegt seit 1957 die Mayflower II. Ein stolzes Schiff, wenn man näher kommt. Es ist eine sorgfältig nachgebaute Replik, aus der Werft von Brixham im englischen Devon.

An Deck herumwandern

Das Boot wurde mit traditionellen Methoden und Materialien gefertigt, die im 17. Jahrhundert Verwendung fanden. Dazu gehörten Eichenholz, Schmiedeeisen und handgefertigte Nägel. Es wurde wie sein Vorbild von Hand zusammengefügt, ist segeltauglich und hat die transatlantische Überfahrt problemlos absolviert. 

Der Nachbau ist ein Geschenk Englands für Amerikas Hilfe im Zweiten Weltkrieg. Boots-Anpassungen wurden gemacht, beispielsweise eine verbesserte Navigationsausrüstung und Sicherheitseinrichtungen, unerlässlich für die moderne Seefahrt. Die Decks wurden höher gebaut, damit Besucher ganz bequem aufrecht durchgehen können. Sie wandern auf dem Boot herum. 

Taue hängen sorgsam geschlichtet nebeneinander. Alte Navigationsinstrumente sind zu sehen, Seemanns-Kisten sind aufgeklappt, Essgeschirr steht auf einem massiven Holztisch. Alles auf engem Raum. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie sich das im Entdecker-Zeitalter abgespielt hat.

Bunte Cranberry-Ernte

Nahe Plymouth ist unbedingt ein Besuch auf einer der vielen Cranberry-Farmen zu empfehlen, zum Beispiel in Carver. Neuengland ist das wichtigste Anbaugebiet der Frucht, Männer stehen im Wasser, umgeben von einem riesigen roten Kreis an schwimmenden Beeren.

Wieso das so ist, erklärt Farmerin Kim Miot. Es gibt zwei Arten für die Ernte. Die spektakulärere ist die Nass-Ernte. Cranberry-Felder, die sogenannten moors, werden mit Wasser geflutet. Spezielle Wasserrechen, die beater, fahren durch die Cranberry-Reihen und schütteln die Beeren sanft von den Reben. Die haben vier Luftkammern, die den Auftrieb erzeugen, sodass sie auf der Wasseroberfläche schwimmen. Nun werden sie mit Netzen gesammelt und durch ein Absaugsystem geerntet. Es ist ein farbenfrohes Schauspiel.

Die Trocken-Ernte ist vor allem für jene Beeren gedacht, die als frische Früchte verkauft werden. Cranberrys sind in den USA nämlich auch ein sehr wichtiger Bestandteil des Thanksgiving-Menüs. Im Deutschen hat die Beere aus der Familie der Heidelbeeren den sperrigen Namen „Großfrüchtige Moosbeere“. Die auch bei uns übliche Bezeichnung leitet sich von crane berries „Kranichbeeren“ ab – weil die Form der Blüten an Kranich-Schnäbel erinnert – angeblich.

2024-07-04T03:27:48Z dg43tfdfdgfd