ZU FUß ODER MIT RAD SICHER IN DEN BERGEN UNTERWEGS

Während der Sommerferien zieht es viele „hinauf“ zum Wandern und Mountainbiken, um romantische Wandertouren oder spannende Mountainbiketrails zu genießen. Leider verletzen sich jährlich Tausende Hobbysportler. Welche Gefahren lauern und wie Sie diesen begegnen, damit der Wandertag nicht im Spital endet.

Der Sommer lockt viele Freizeitsportler auf Österreichs Berge und Almen. Die Statistik zeigt die ernüchternde Realität dieses Trends: Jährlich verunglücken beim Wandern und Bergsteigen etwa 11.100 Personen, die schließlich medizinische Hilfe im Spital benötigen.

Gefährlich ist oft der Rückweg

Viele dieser schmerzhaften Ereignisse passieren auf dem Rückweg ins Tal, häufig verursacht durch Ermüdung und Erschöpfung. „90 Prozent der Wanderunfälle resultieren aus Stürzen. Ursachen sind neben der Bodenbeschaffenheit Unachtsamkeit und mangelnde Konzentration“, erklärt dazu Dr. Johanna Trauner-Karner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

Umsteigen auf die Seilbahn

Sie empfiehlt, bei Ermüdung für den „Abstieg“ keinen übertriebenen Ehrgeiz an den Tag zu legen, sondern – falls vorhanden – unbedingt eine Bergbahn o. Ä. zu nutzen. „Auch die besten Bergsteiger entscheiden sich gerne mal für die Seilbahn. Denn gerade der Abstieg ist beim Wandern besonders fordernd“, bestätigt ebenfalls Ing. Martin Gurdet, MSc., Bundesgeschäftsführer des Österreichischen Bergrettungsdienstes.

  • Wählen Sie Ihre Route entsprechend Ihrer Fitness und Erfahrung.
  • Berücksichtigen Sie Länge und Schwierigkeitsgrad.
  • Aktuelle Wettervorhersagen einholen und früh starten, um Dämmerung zu vermeiden.  
  • Tragen Sie geeignete Wanderschuhe und -kleidung.  Ausreichend Wasser und Proviant mitnehmen.
  • Vermeiden Sie Unachtsamkeit, achten Sie auf die Bodenbeschaffenheit und mögliche Stolperfallen.

Zu Fuß hinunterzugehen, besonders bei Dämmerung oder Wetterumschwüngen, kann nämlich nach einem langen, sportlichen Tag zur eigentlichen Herausforderung werden. Ein guter Wanderer plant das „Hinab“ deshalb ebenso sorgfältig wie das „Hinauf“. Er berücksichtigt Wetterbedingungen, Dauer der Wanderung und vor allem auch die Fitness der Teilnehmer. Denn nicht nur das Herz-Kreislauf-System werden bei einem Abstieg gefordert, sondern auch Gelenke und Muskulatur.

Eine weitere schwer berechenbare Gefahrenquelle im Bergsport stellt aufgelockertes Gestein durch Schmelzprozesse dar. Das Risiko nimmt übrigens im Tagesverlauf zu und mit den kühleren abendlichen Temperaturen wieder ab.

Gute Tourenplanung nötig

Ob Wandern, Klettern oder Mountainbiken, es gilt also: Eine gute Tourenplanung, unter Berücksichtigung der aktuellen Steinschlaggefahr, gehört zu den wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen. Gegebenenfalls muss die Routenführung angepasst oder die Tour abgebrochen werden. Außerdem: Bekannte Steinschlagzonen umgehen, früh starten und beim Klettern sowie am Klettersteig Helm tragen.

Mountainbiken hat sich in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt durch die zunehmende Nutzung von E-Bikes, deutlich vom Trend- zum Breitensport entwickelt. Besonders beliebt ist der Ritt über Stock und Stein auf kilometerlangen Trails natürlich auch bei den Gästen der alpinen Urlaubsregionen. Doch mit der wachsenden Begeisterung für die modernen „Drahtesel“ steigt auch die Zahl der Unfälle.

  • Wetterbericht prüfen!
  • Bei ersten Anzeichen eines Gewitters sofort Schutz suchen. 
  • Vermeiden Sie exponierte Stellen und Klettersteige.  Schutz im Wald oder in einer Senke suchen, aber nicht unter alleinstehenden Bäumen.
  • Abstand zu metallischen Gegenständen und Gewässern halten.  
  • Hocken Sie sich zusammen, die Füße eng beieinander, um die Berührungsfläche zur Erde zu minimieren.

Mehr Radunfälle im Sommer

So berichten Ärzte des Klinikums Schwarzach im Salzburger Pongau von einer enormen Steigerung der Radunfälle in den Sommermonaten innerhalb der vergangenen fünf Jahre um mehr als 30%. Mit Abstand am häufigsten sind Kopfverletzungen (28%) zu behandeln. Dahinter folgen Verletzungen im Brustbereich (13%) sowie an Schultern und Oberarmen (12%). Aber auch Bauch, Ellbogen, Unterarm, Hüfte und Oberschenkel sind häufig betroffen.

Schwere Mountainbike-Unfälle ereignen sich vor allem bei Abfahrten, dem sogenannten „Downhill“, bei denen die Biker häufig über das Lenkrad nach vorne stürzen.

Prim. Dr. Manfred Mittermair, Vorstand der Abteilung für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie, Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach (Sbg.): „Helme und Protektoren sollten gerade hier absolut selbstverständlich sein. Darüber hinaus müssen auch alle Sicherheitselemente am Rad selbst, wie das Reifenprofil, der Reifendruck und vor allem die Bremsen funktionieren.“

Schon vorher trainieren 

Und weiter: „Die körperliche Fitness spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, sie ist Grundvoraussetzung für diese anspruchsvolle Sportart. In der Vorbereitung auf die Saison empfiehlt sich auch Koordinationstraining. Ein weiterer Faktor ist eine realistische Selbsteinschätzung. Gerade in unwegsamem Gelände ist es wichtig, mit hoher Reaktionsbereitschaft rasch bremsen oder Hindernissen ausweichen zu können. Wir sehen oft ungeübte Radfahrer, die diesen Sport erstmals im Urlaub ausprobieren. Sie fahren dann mehrere Stunden am Tag, obwohl sie die Belastung im Alltag nicht gewohnt sind.“

Mit Risiken verantwortungsbewusst umgehen

Dass sich immer wieder Freizeitsportler überschätzen, zeigen auch die aktuellen Zahlen der „Helfer in Not“: Die Österreichische Bergrettung, die derzeit aus rund 12.800 ehrenamtlichen Mitgliedern besteht, musste im Jahr 2023 9658-mal ausrücken, um Menschen in Not zu helfen. Das stellt einen Anstieg um mehr als drei Prozent zum Vorjahr dar. Die Anzahl der in den Bergen geborgenen Personen lag mit 9997 sogar um elf Prozent über dem Vorjahresniveau.

Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Risiken ermöglicht es, die sommerlichen Abenteuer in den Bergen sicher zu genießen.

2024-07-27T05:01:34Z dg43tfdfdgfd